Landschaftspflegeverband Altötting
Feldhühner wie Rebhuhn, Wachtel oder Fasan benötigen den Insektenreichtum blühender Wiesen und Getreidefelder, um ihren Küken eiweißreiche Nahrung bieten zu können. Feldhasen bleiben durch die Vielfalt der Kräuter in den Wiesen und den Bracheflächen gesund. Ihnen allen wird durch den Umbruch der Wiesen und das Schwinden von extensiv genutzten Getreidefeldern oder blühenden Ackerrandstreifen zunehmend die Lebensgrundlage entzogen. Die dramatischen Bestandseinbrüche vieler dieser Tierarten sind ein alarmierendes Signal.
Aufgrund des immer größer werdenden Druckes auf die bestehenden landwirtschaftlichen Flächen ist es notwendig, gerade auch im Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Modelle für den Lebensraum Acker zu entwickeln, die es ermöglichen, gezielt Artenhilfe auf Ackerflächen zu betreiben und gleichzeitig die Fläche als Produktionsfläche zu erhalten.
Der Landschaftspflegeverband Altötting konnte sechs Landwirte gewinnen, ihre Grundstücke für Maßnahmen zum Schutz der Feldbrüter zur Verfügung zu stellen. Bis jetzt konnten so rund acht Hektar Land für den Artenschutz genutzt werden. Durch die gemeinnützige Förderung der Gerhard und Ellen Zeidler-Stiftung konnte hier sehr dynamisch und kreativ geplant und gestaltet werden. Es wurde nicht nach einem einheitlichen Schema gearbeitet, um auch Vergleichsmöglichkeiten zu haben.
Neben Stoppelbrache nach der Getreideernte von Juli bis April durch Belassen der Spreu sowie flächendeckenden Blühbrachen wurde auch eine Fläche gezielt nur zu 50 % mit der üblichen Blühsaat (Bienenweide) angesät. Grundsätzlich waren alle Flächen ein Magnet für das Niederwild und natürlich auch Insekten, was gerade auch im Winter durch Spuren bei Schneelage dokumentiert werden konnte. Am beeindruckendsten waren die Beobachtungen auf einer kleinen Fläche in Siedlungsnähe. Hier wurde eine Ackerfläche mit nur mit der halben Saatmenge (Bienenweide) angesät, so dass sich eine lückenhafte Struktur entwickelte. Bereits im Erstellungsjahr siedelten sich Rebhühner an, die auch erfolgreich brüteten. Die Kette wurde auch im Winter beobachtet und ist aktuell im Frühjahr 2015 präsent. Besonders bemerkenswert ist die Beobachtung eines Braunkehlchenpaares in dieser Fläche Ende April 2015. Die derzeit bestehende Situation in der Fläche entspricht sehr gut den Habitatsansprüchen des Braunkehlchens, das in Bayern auf der „Roten Liste 2“ steht und für das es im Landkreis Altötting derzeit keinen Brutnachweis gibt. Es zeigt sich, dass auch kleinere Flächen für Feldbrüter und Begleitarten eine hohe Attraktivität besitzen. wenn die Lage entsprechend gewählt wird (z.B. nicht direkt an Wegen und Waldrändern).
Diese Erkenntnisse möchte der Landschaftspflegeverband etablieren. Viele kleine Flächen auf größeren Raum verteilt haben nach den aktuellen Beobachtungen einen größeren Effekt, als eine große, aber letztendlich isolierte Fläche.